14. September – 23. November 2017

Marcelo Jácome – RAUM FARBE

1980 geboren in Rio de Janeiro, dort aufgewachsen und verwurzelt, ist Marcelo Jácome ein urbaner Künstler, geprägt von einer städtischen Kindheit.

Marcelo Jácome arbeitet konzeptuell eng an der Raum-Zeit Dimension, führt die Malerei weiter in die Gestaltung und setzt diese raumgreifend um. Seine Kunstwerke sind skulptural und weisen dennoch die Dynamik und das Intuitive von Zeichnungen auf. Beinahe willkürlich scheinen seine Installationen wie eine Schar bunter Tropenvögel in der Luft zu schweben, etwas aufgeregt und durcheinander. Die Materialität – Seidenpapier auf Bambushölzer gespannt und mit Baumwollgarn befestigt – ist leicht und luftig und jedem Windhauch ausgesetzt, so dass ein natürlicher Fluss und stetige Bewegung seiner Konzeptkunst innewohnt und die Werke niemals starr und steif sind. Dennoch bilden die plastischen Objekte, je nach Standpunkt des Betrachters, eine beinahe geschlossen anmutende Decke, einen geschützten Raum, unter oder in dem man leicht die Orientierung verliert, durch die Autonomie von Farbe und Form, die die Konstruktion ausmachen.

Die Thematik Drachen kehrt in seinem Schaffen immer wieder zu ihm zurück, umfasst sein Oeuvre gesamtheitlich. Es ist die Architektur und die Verknüpfung mehrerer Ebenen, die Marcelos Drachenkonstrukten zugrunde liegen, die ihn fasziniert. „Der Weg zum Kunstwerk ist erst einmal ein sehr individueller. Farben und Formen entstehen in meinem Kopf, fügen sich zusammen, ergeben eine architektonische Konstruktion“, so Marcelo Jácome, der Architektur studierte.

Die Schnur- und Fadeninstallation verlangen und erlauben Interaktion. Der Betrachter nimmt eine Rolle im Kunstwerk ein und verändert es kurzfristig, wenn er sich darin bewegt. Die Fäden, verknüpft wie Drachengerüste, nur unbespannt, verwirren das Auge; es sucht Halt ausserhalb des Werkes, beinahe stroboskopisch wirkt das bunte Schnurgewirr auf die Wahrnehmung. Und die menschliche Auffassungsgabe scheint an ihre Grenzen zu gelangen.

Marcelo Jácomes Werk scheint einer konkreten Beschreibung auszuweichen, so wie sich ein Drachen in der Luft bewegt; Er bahnt sich (s)einen Weg, gehalten nur an einem dünnen, aber festen Faden, lenkbar, aber nicht voraussehbar wohin. Strukturell arbeitet Marcelo mit dem Übergang von der Zwei- zur Dreidimensionalität, dem Innen und Aussen und Leere und Fülle der räumlichen Dimension.

Für die Stiftung Brasilea konstruiert Marcelo Jácome eine riesige Installation, aus 1’250 einzelnen Drachen. Diese werden im Sockelgeschoss zu einer raumgreifenden Plastik verknüpft, die unterwandelt und umrundet werden kann und so mit dem Betrachtenden interagiert. Weiter wird eine Installation an der Aussenfassade des Ausstellungshauses als Kunst im öffentlichen Raum angebracht: Pontos suspensos – gezogene Punkte, circa 1’000 hängende bunte Bänder, die am Kran entlang schwebend einen Vorhang zur Bühne – der Ausstellung – bilden. Im Hochparterre zeigt die Brasilea 42 Werke auf Holz, Papierarbeiten, Collagen und Zeichnungen. In den Sammlungsräumen im Obergeschoss wird eine Fadenkonstruktion von Marcelo ein Kabinett überspannen. Hier können Besucher Videofrequenzen und Dokumentationen zur Arbeit von Marcelo Jàcome ansehen.

2014 war Marcelo Jácome für den renommierten brasilianischen Pipa Prize nominiert. Er hatte Einzelausstellungen in Rio de Janeiro, London und Genf und in der Saatchi Sammlung ist sein Werk vertreten. 2014 wurde er beim “The Solo Project” an der Art Basel ausgestellt.

Produziert von VernissageTV

Vernissage, 14. September 2017