Die Stiftung Brasilea zeigt vom 15. Januar 2015 bis zum 5. März 2015 die Ausstellung ESCULTURAS von Maria-Carmen Perlingeiro
Die 1952 in Rio de Janeiro in Brasilien geborene und seit 30 Jahren in Genf lebende Künstlerin Maria-Carmen Perlingeiro wandte sich bereits in den frühen 80er Jahren, während ihres Aufenthaltes in New York, vom Zeichnen der Bildhauerei zu. Arbeiten aus Marmor entstehen, abstrakte Formen mit anthropomorphischen Zügen. Bald entdeckt sie ihre Vorliebe für Alabaster, eine mikrokristalline Varietät des Minerals Gips. Es hat optisch gewisse Ähnlichkeit mit Marmor, ist aber deutlich weicher als viele Gesteine. Aufgrund seiner geringen Wetterfestigkeit wird der Stein in der Bildhauerei ausschließlich für Innenraumskulpturen genutzt.
Der Akt der Bildhauerei bedeutet für Maria-Carmen Perlingeiro nicht nur, ästhetische und dreidimensionale Objekte zu gestalten, sondern auch, ihnen eine persönliche Aura zu verleihen. Die Materie Stein, aus der sie ihre Skulpturen entstehen lässt, gibt ihr hierfür die totale formelle Freiheit. Aus einem einzigen Stück formt sie ihre Ideen. Insbesondere der Alabaster, wie von Adern durchzogen und daher beinahe körperlich anmutend, lässt mit sich spielen und so entstehen Skulpturen, die warm und weich wirken, dabei zerbrechlich und doch elegant. Maria-Carmen Perlingeiro erschafft aus dem Leichtigkeit suggerierendem Stein Alabaster eine lebendige Kunst, die, im Zusammenspiel mit Licht Formen kontrastiert, verbindet sowie multipliziert und unsere gewohnte Sichtweise bereichert.
Mittels Bohrungen und Öffnungen, die Maria-Carmen Perlingeiro als kleine Geheimnisse platziert, die sich nur der Künstlerin erschliessen, verschwimmt das Innen mit dem Aussen, mehrere Skulpturen verbinden sich scheinbar übergangslos und es entstehen Skulpturenlandschaften.
Für Maria-Carmen Perlingeiro müssen ihre Skulpturen einen lebendigen Impuls ausdrücken, der in Widerspruch mit der verwendeten Materie tritt, deren organische Formen das Licht einfangen und den Beobachter dazu verführen, eine gleichzeitig haptische und visuelle Erfahrung zu machen. Das Spiel mit dem Licht schmeichelt dem zarten Alabaster und unterstreicht simultan seine Zerbrechlichkeit. Dünn geschnitten scheint der Stein beinahe transparent, nahezu schwerelos. Maria-Carmen Perlingeiros Skulpturenlandschaften sind aus Stein und schweben dennoch, lassen Licht den Raum und die Materie durchdringen.
Die Stiftung Brasilea präsentiert ausschliesslich Arbeiten aus Stein und bindet diese in ihre lichtdurch-fluteten Räumlichkeiten ein. Die Ausstellung splittet sich auf die drei Ausstellungsebenen und beginnt mit einer Skulpturenlandschaft im Parterre. Eine schwebende, 15 Meter lange, Installation scheint auf einem „Lufttisch“ platziert zu sein, die Unterkante aller Objekte in identischer Höhe, oben ergibt sich ein Relief, durch das sich der Betrachter bewegen und je nach Position seine Perspektive wechseln kann. Die Installation durchzieht den Raum diagonal, Schatten und Lichtspiele vergrössern den Multiplikatoreffekt zusätzlich, der bereits durch die Varietät der hängenden Objekte besteht.
Im Hochparterre befinden sich neben Wandarbeiten und einer Vitrine mit kleinen, feingliedrigen Objekten zwei Wohnlandschaften, die sich an die persönliche Lebenssituation der Künstlerin anlehnen. Das Atelier geht nahtlos in den Wohnraum über, die Skulpturen werden auf Wohnaccessoires platziert und damit in das alltägliche Leben integriert. Dem an und für sich kalten Stein wird das Abstrakte entzogen, er wird warm und zugänglich.
Im oberen Stockwerk fügen sich die steinernen Arbeiten der Künstlerin in die permanente Sammlung der Stiftung Brasilea ein und erweitern diese gleichzeitig um das Material Stein. Kubische Objekte kontrastieren die Werke der Sammlung im konstruktiven Kabinett. Ein Raum ist ausschliesslich mit weissen Alabaster-arbeiten von Maria-Carmen Perlingeiro bestückt, die mit den zarten Gold- und Silberapplikationen und der indirekten Beleuchtung Harmonie und Ruhe ausstrahlen.
Die Materialität aller Kunstwerke von Maria-Carmen Perlingeiro wird einerseits durch die warme Beleuchtung unterstrichen und andererseits ihrer gleichzeitig enthoben.