Walter Wüthrich (1918–2002)

 

Walter Wüthrich wurde am 10. November 1918 in Basel geboren und wuchs im Neubadquartier auf. Nach der Handelsschule mit Matura, der militärischen Grundausbildung und einem Stage bei der damaligen Rhenus AG begann für ihn 1939 eine Reise, die sein Leben prägen sollte. Mit einem Jugendsparheft in der Tasche schiffte er sich am Basler Rheinhafen ein, um Südamerika zu erreichen. Kurz vor Kriegsausbruch bestieg er das letzte Schiff nach Übersee – und landete eher zufällig in Rio de Janeiro.

Dort schlug er sich zunächst als Straßenverkäufer durch und entdeckte bald die Möglichkeiten dieses Landes. Mit Energie und Beharrlichkeit arbeitete er sich hoch, verkaufte zunächst für Schweizer Maschinenbauer Webstühle und machte sich später als Kaufmann selbstständig. In den folgenden Jahrzehnten baute er seine Geschäfte aus, belieferte Fabriken in ganz Südamerika und festigte seinen Ruf als verlässlicher und innovativer Unternehmer.

In den 1960er Jahren lernte er in Rio den Maler Franz Josef Widmar kennen. Aus dieser Begegnung entstand eine Freundschaft fürs Leben. Wüthrich begann, dessen Werke zu sammeln, fasziniert von der Schaffenskraft und den leuchtenden Farben des Künstlers. Mit der Zeit erwarb er über 500 Gemälde, unterstützte Widmar finanziell und blieb ihm bis zu dessen Tod ein treuer Begleiter.

Als Widmar 1995 im Sterben lag, versprach Wüthrich, sich für die Bewahrung seines Werkes einzusetzen. Er erwarb den gesamten verbliebenen Nachlass und begann, den Traum einer dauerhaften Galerie zu entwickeln. Mit 80 Jahren zog er sich aus dem Berufsleben zurück und widmete seine ganze Energie diesem Projekt. Gemeinsam mit Onorio Mansutti suchte er in Basel nach einem Ort, um Widmars Lebenswerk zu präsentieren.

2002, kurz nach seinem 84. Geburtstag, starb Walter Wüthrich. Es war ihm noch vergönnt zu wissen, dass seine Idee in einem Haus am Basler Westquai 39 realisiert würde – einem Ort, der mit seiner Nähe zum Hafen genau jene Aufbruchsstimmung verkörpert, die ihn selbst Zeit seines Lebens begleitet hatte.

Die Stiftung Brasilea, gegründet auf seiner Sammlung, ist bis heute Ausdruck seiner Vision: den kulturellen Austausch zwischen der Schweiz und Brasilien zu fördern und das künstlerische Erbe Franz Josef Widmars lebendig zu halten.